Die Hochzeit – der schönste Tag im Leben eines Paares. Die Feierlichkeiten sind geplant und es steht ein wunderschöner Tag ins Haus. Wenn nur die Eskapaden der Gäste nicht wären: Hochzeitsspielchen hier, die peinliche Diashow da und der ausufernde Alkoholkonsum des ein oder anderen können schon mal die Stimmung verderben. Wer nicht mir strafenden Blicken um sich werfen oder böse Überraschungen erleben möchte, der sollte sich vorher darüber Gedanken machen, was so gar nicht geht auf der eigenen Hochzeit – und die Gäste, die es eventuell nötig haben, auf den Knigge für Hochzeitsgäste verweisen.
Für alle Gäste gibt es hier also 12 Punkte, die jedem Hochzeitsgast gut stehen. Aber auch Braut und Bräutigam dürfen freilich ihre eigenen Regeln festlegen – wenn sie kommuniziert werden. So kommen alle im sicheren Fahrwasser durch die Fettnäpfchen-Straße „Hochzeitsfeier“.
(1) Zurückhaltung zeigen
Das oberste Gebot lautet: Zurückhaltung zeigen. Die Feierlichkeiten sind der große Tag der frisch Vermählten. Das sollte immer im Hinterkopf bleiben, ob es um Spiele, das eigene Verhalten oder die Garderobe geht. Ganz besonders gilt es aber in einem Punkt: Alkoholkonsum. Den ersten Prosecco gibt es zwar meist schon nach der Kirche, dann geht es weiter zum Aperitif und zum Essen gibt es guten Wein – das heißt aber nicht dass Volltrunkenheit ein gewünschtes Attribut der Gäste ist. Zwischendurch also lieber zum Wasser greifen und vom Höhenflug des Alkoholrauschs runterkommen, sonst kann der Abend böse enden.
(2) Dresscode beachten
Die Braut und der Bräutigam haben sich bei ihrer Hochzeitsplanung Gedanken darum gemacht, wie sie ihre Feier gerne gestalten möchten. Das trifft nicht nur auf den Rahmen zu, sondern auch auf die Gäste. Ob es eine Motto-Hochzeit oder ein lockeres Gartenfest ist: Meistens gibt es einen Dresscode dazu. Der steht entweder auf der Einladung oder er ist bei den Brautleuten zu erfragen. Smart Casual, Black Tie, White Tie oder Tracht sind die gängigsten Hochzeits-Dresscodes dieser Tage. Jeder zeigt dabei eine andere Festlichkeit an und verlangt besondere Standards bei den Gästen. Daran sollte sich jeder halten, auch wenn sich im eigenen Schrank auf Anhieb nichts findet. Verleihservices können oftmals mit Smoking, Fliege und Kummerbund aushelfen während die Damen sicherlich nicht verlegen sind, sich ein neues Kleid anzuschaffen.
Apropos: Weiß ist keine Option, weder für das Kleid, noch in Form von Jäckchen, Schals oder Accessoires. Die reinste aller Farben ist allein der Braut vorbehalten – es sei denn, sie gibt es anders an. Wenn sie Rot als ihre Farbe wählen sollte, ist es wie bei der Queen zu halten – sie allein trägt die von ihr gewählte Farbe, alle anderen müssen ausweichen. Bei Unsicherheiten also lieber zweimal fragen, statt am Ende für Unannehmlichkeiten zu sorgen.
Trachtenhochzeiten stehen hoch im Kurs – auch diesem Dresscode sollten Gäste sich anpassen.
(3) Brautpaar respektieren
Manche Menschen haben eigene Wünsche und Bräuche, die andere vielleicht nicht verstehen oder für sich wählen würden. Dennoch gehört es sich als Gast nicht, die Planung oder die Wahl der Vermählten zu hinterfragen oder zu kommentieren. „Wenn man nichts nettes zu sagen hat, lieber den Mund halten“ ist hier die Devise.Das gilt für die Speisen, das Brautkleid, die Wahl der Ortschaften – kurzum alles. Kritik ist hier nicht gefragt.
Ebenfalls gilt das für eine eventuelle kirchliche Trauung. Wenn es die Entscheidung des Brautpaares ist, sich kirchlich trauen zu lassen, hat kein ungläubiger Gast das zu kommentieren – auch fern bleiben ist keine Option. Toleranz ist der richtige Umgang mit Glaubensunterschieden – lautes Mitsingen und Beten muss nicht sein, Aufstehen beim Vaterunser und der Vermählung aber schon.
(4) Pünktlich sein
Ein weiterer Grundsatz ist Pünktlichkeit. Zuspätkommen gehört sich nie, aber besonders bei einer sorgfältig geplanten Hochzeit sollten die Gäste dann parat stehen, wenn die Brautleute es gewünscht haben. Vor allem in der Kirche, wo laut knarrende Türen in der Stille kein heimliches Reinschleichen zulassen, sollten alle Gäste bereits 15 Minuten vor Beginn der Trauung in den Reihen sitzen. Wenn es unvermeidlich ist und doch passiert, sollte der Gast nach einer Seitentür Ausschau halten, auf Musikeinsatz warten, unauffällig und möglichst geräuschlos eintreten und sich auf den nächsten freien Platz setzen. So wird im schlimmsten Fall nur ein kleiner Teil der Gäste gestört und nicht das Brautpaar.
Die Kirche mag nicht dem Geschmack jedes Gastes entsprechen – die Höflichkeit gebietet jedoch, freundlich alles mitzumachen, pünktlich zu sein und natürlich zu der Messe zu erscheinen.
(5) Peinlichkeiten vermeiden
Ein weiterer Grundsatz, bevor es an die Feinheiten geht: Peinlichkeiten sind in jedem Fall zu vermeiden. Sich selbst in einer unvorteilhaften Episode zum Lacher zu machen und in den Vordergrund zu drängen, mag zwar für den ein oder anderen Fall legitim sein, aber in keinem Fall darf das Brautpaar an diesem Tag in ein schlechtes Licht gestellt werden. Das heißt: weder peinliche Spiele noch peinliche Diashows sind in diesem Fall gewünscht. Vor allem das Sexualleben des Brautpaares fällt unter diesen Aspekt. Humor ist unterschiedlich, aber den Punkt zu erreichen, wo sich ein Teil der Gäste unwohl und von Fremdscham geplagt fühlt, ist bei einer Hochzeit ganz klar falsch. Wer eine solche „Überraschung“ plant, sollte sich entsprechend auf den Polterabend verlegen – und der Braut rote Ohren vor der versammelten Mannschaft ersparen.
(6) Geschenke und Gratulation
Die Wahl des Geschenks ist dem Gast überlassen – hier kommt es ganz auf die persönliche Beziehung an, die zwischen dem Gast und dem Brautpaar herrscht. Enge Freunde werden schließlich anders beschenkt als Geschäftspartner und Kunden, von denen eher ein förmlicher Glückwunsch und ein kleines Präsent angebracht sind. Der Grad der Förmlichkeit ist je nach Beziehung zu wählen und fordert ein wenig Fingerspitzengefühl, persönliche Worte sind jedoch immer richtig. Enge Freunde sollten von Spaßgeschenken absehen, sondern ein ernstgemeintes Geschenk machen, was dem Brautpaar gefällt und den Wünschen entspricht. Dazu gehören in den seltensten Fällen Haushaltsgeräte – im Zweifelsfall sollten die Trauzeugen befragt werden, die können helfen.
Zum Hochzeitsgeschenk die Karte nicht vergessen! Oftmals landen sie auf einem Geschenketisch – die Zuweisung wird hinterher problematisch.
Die Übergabe des Geschenks erfolgt dann der Größe der Feierlichkeit entsprechend. Im kleinen Kreis ist eine persönliche Übergabe kein Problem, bei einer allzu großen Runde sollte das Brautpaar aber nicht von jedem Gast durch die Übergabe des Präsents abgelenkt werden. In diesem Fall steht meistens ein Geschenketisch parat – das abgelegte Geschenk (mit Karte!) wird später sicherlich Freude bereiten und die gebührende Aufmerksamkeit bekommen.
(7) Spiele mit den Trauzeugen absprechen
Die Trauzeugen übernehmen heute oft die Rolle des Zeremonienmeisters, der den Ablauf der Feierlichkeiten überwacht und ausufernde Spiele in Schach hält. Sie wissen oftmals über die Planung Bescheid und können natürlich auch ein Geheimnis vor dem Brautpaar wahren, weswegen Spiele in jedem Fall mit ihnen abgesprochen werden sollten. Dabei gilt: Keine Peinlichkeiten! Auch ausuferndes Brautstehlen bei dem die Gäste stundenlang auf die Rückkehr der Vermählten warten müssen, sind fehl am Platz. Gern gesehene Spiele orientieren sich an den typischen Bräuchen wie Maschkern, Mask Gehens oder Kranzlabtanzen. Wenn der Trauzeuge für die Spiele absagt, sollte das respektiert werden – das entspricht in dem Fall dem Wunsch des Brautpaares und diesen Weisungen ist Folge zu leisten.
(8)Als Single zur Hochzeit
Für den ein oder anderen ergeben sich Besonderheiten daraus, wenn die Einladung ins Haus flattert und grade kein Partner zur Hand ist. Als Single zu einer Hochzeit zu gehen ist kein Problem, da sich oftmals „Gleichgesinnte“ unter der Gästeschar finden. Ist jemand darunter, der sich als Tischpartner besonders gut eignen könnte, kann das dem Brautpaar natürlich mitgeteilt werden. Ein Ändern der Tischordnung, wenn das nicht der Fall ist, ist jedoch keine Option. Spontan zu entscheiden, doch jemanden mitzubringen, übrigens auch nicht – Hochzeiten sind genau geplant, die Sitzplätze abgezählt und das Essen vorbestellt. Einige Wochen früher anzufragen ist kein Problem, Spontanaktionen aber schon.
(9) Fotos und Videos
Die meisten Brautpaare kümmern sich selbst um ihre Hochzeits-Fotos – in Form von einem Hochzeits-Fotographen oder einem sehr guten Hobbyfotograf. Um zu verhindern, dass das Paar ständig nur in Linsen schaut, sollte also vom eigenen Fotografieren abgesehen werden. Ein Schnappschuss hin und wieder ist in Ordnung, offensives in den Weg stellen oder ähnliches aber nicht. Das gleiche gilt für Videos.
(10) Handynutzung
Passend zum Thema Fotos und Videos sei auch angemerkt, dass die Vermählten sicherlich selbst entscheiden möchten, was von ihren privaten Hochzeitsbildern in die sozialen Medien gelangt. Schließlich ist es dem Brautpaar wichtig, an diesem Tag besonders gut auszusehen – und das nach eigenem Ermessen. Wer also Bilder mit dem Netzwerk teilen möchte, der sollte vorher abklären wie das Brautpaar dazu steht.
Abgesehen von der Internetnutzung mit dem Smartphone ist natürlich auch die sonstige Handynutzung tabu. Vor allem bei wichtigen Momenten, wie der Trauungszeremonie, dem Essen und dem Tischgespräch ist es nicht gerne gesehen, wenn die Gäste auf dem Handy rumtippen oder sich zum Telefonieren verziehen. Brautleute, die das generell nicht wünschen, dürfen auf ihrer Einladung auch ausdrücklich darauf verweisen. Aber auch wenn es keinen solchen Passus dazu gab, gebietet die Höflichkeit auch in diesem Punkt Zurückhaltung.
Alberne Selfies ins Netz stellen? Das darf das Brautpaar selbst – als Gast jedoch sollte um Erlaubnis gefragt werden.
(11) Der Hochzeitstanz
Der Hochzeitstanz – traditionell ein Wiener Walzer - gehört allein dem Brautpaar. Bei passionierten Tänzern darf gebührend gestaunt werden, bei ungeübteren Paaren wird das Paar bald Brautvater und Bräutigam-Mutter dazu holen, die mit ihren Kindern tanzen und ebenso die Schwiegereltern. Wenn diese kurzen Tanzepisoden abgehakt sind, können alle Gäste dazu stoßen. Bei Unsicherheit warten, bis die weiteren Verwandtschaftsgrade sich auf der Tanzfläche finden – dann kann in der Regel nichts mehr schief gehen.
(12) Das Essen
Die Geschmäcker sind verschieden. Dementsprechend kann es immer vorkommen, dass dem einen oder anderen Gast das gewählte Menü nicht schmeckt. Das ist ok, aber kein Grund zum Mäkeln. Wie auch bei allem anderen ist hier Zurückhaltung gefragt – im Sinne von Essmanieren, Teller aufladen und Kritik. Wenn die Speisenfolge an den Tisch gebracht wird, sollte der Gast jede Speise annehmen und notfalls zurück gehen lassen, wenn etwas dabei ist was nicht mundet oder vertragen wird.
Für den Fall dass eine Unverträglichkeit vorliegt, sollte das bereits kurz nach der Einladung abgesprochen werden. Das Brautpaar wird sicherlich gerne darauf eingehen, wenn es möglich ist. Sonst gilt – Brot und Butter gibt’s genug.